Eine Stimme aus dem Betriebsrat und aus der Praxis
Wenn mehr als 100 Persönliche Assistent:innen beim AMS zur Kündigung vorgemerkt werden, ist das keine abstrakte Zahl – es geht um Menschen.
Um Kolleg:innen, Familien, Beziehungen und um die Menschen mit Behinderungen, die auf Persönliche Assistenz angewiesen sind.
Betriebsrätin und Persönliche Assistentin Frau N. spricht darüber, was diese Situation für sie und ihre Kund:innen bedeutet.
„Zuerst denke ich an all die Menschen hinter dieser Zahl, an ihre Existenzen, Familien, Unsicherheiten und Emotionen. Kündigungen in dieser Größenordnung bedeuten Angst, Enttäuschung und das Gefühl, entbehrlich oder austauschbar zu sein.“
Die Stimmung unter den Kolleg:innen beschreibt sie als angespannt und unsicher.
„Noch wissen nicht alle, was die nächsten Schritte sind. Viele befinden sich in totaler Schwebe – ein ungutes Gefühl.“
Ohne Persönliche Assistenz ist Selbstbestimmung nicht möglich
Was Persönliche Assistenz bedeutet, bringt ihre Kundin mit einem Satz auf den Punkt:
„PA und meine PAs sind essenziell für meine Freiheit, meine Unabhängigkeit – gleichbedeutend wie meine zwei Hände und meine zwei Füße.“
Persönliche Assistenz ermöglicht, das eigene Leben zu gestalten – zu entscheiden, wann man aufsteht, wohin man geht und mit wem man Zeit verbringt. Sie ist damit weit mehr als Unterstützung im Alltag. sie ist die Grundlage für Selbstbestimmung und Teilhabe.
Wenn Vertrauen verloren geht
Für viele Kund:innen ist das Verhältnis zu ihren Assistent:innen über Jahre gewachsen. Wenn diese individuelle Unterstützung wegbricht, hat das Folgen:
„Wenn die Beziehung zu meinen PAs wegbricht, ist das wie ein freier Fall ohne Sicherheits-Fallschirm. Es kostet viel Zeit, wieder Vertrauen zu neuen PAs aufzubauen. Das ist stressig, besonders wenn eingearbeitete Stammassistent:innen plötzlich wegfallen.“
Diese Worte zeigen, was auf dem Spiel steht: Nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Stabilität und Lebensqualität für Menschen mit Behinderungen.
Die Betriebsrätin appelliert direkt an die Entscheidungsträger:innen:
„Ich wende mich als Mensch, die ihren Job gerne macht und nun zusehen muss, wie viele meiner Kolleg:innen von Kündigungen bedroht sind, heute an Sie.“
Es geht um eine Arbeit, die funktioniert, aber politisch im Stich gelassen wird:
„Persönliche Assistenz ist eine wertvolle Möglichkeit, Menschen mit Einschränkungen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Sie bewahrt vor dem Leben in Einrichtungen. Sparmaßnahmen sind keine Einbahnstraße – es ist möglich, gemeinsam eine gute Richtung einzuschlagen.“
„Zeigen Sie Empathie“
Auch ihre Kundin richtet klare Worte an die Politik:
„Ich bin kein freier Mensch mehr, wenn ich keine Unterstützung durch meine Assistent:innen bekomme! Versetzen Sie sich für drei Tage in meine Lage – nur auf dem Bett oder Sofa sitzen zu können. Dann verstehen Sie mich besser. Auf dieser Basis sollten Sie Ihre Entscheidung treffen.“
Ein Blick in die Zukunft
„Ich wünsche mir, dass endlich Geld in die Hand genommen wird, um Persönliche Assistenz für alle zugänglich zu machen. Kund:innen sollten selbst wählen können, bei welchem Anbieter sie ihre Assistenz beziehen und PAs sollen unter fairen Bedingungen in einem echten Dienstverhältnis arbeiten können.“

